Malen nach einem ganz neuen Konzept

Schwarzwälderbote vom 9. Juli 2016

Schwarzwälderbote vom 9. Juli 2016

Mit Pinsel und Farbe die eigene Spur entdecken, ihr folgen und Ausdruck verleihen. Dazu lädt Andrea Erath mit dem „Malort Calw“ ein.

Calw. Hochwertige, natürliche Farben, feine Pinsel und eine wohlmeinende Atmosphäre ohne Leistungsanspruch, Vorgaben oder Kritik. Das sind wesentliche Elemente des Malspielens, wie Erath ihre Kurse, die in einem eigens dafür ausgestatteten Raum in der Villa der Waldorfschule in Calw angeboten werden, nennt. Neben den Malzeiten für die Waldorfschüler, ist der „Malort Calw“ von Andrea Erath an bestimmten Terminen für Interessierte jeden Alters geöffnet.

Alternativen nutzen

Ein Film, der das etablierte Bildungssystem kritisch hinterfragt, hat für Erath den Ausschlag gegeben, sich auf die Suche nach alternativen Möglichkeiten zu begeben, um Schülern, Berufstätigen und Senioren, eine „positive und beglückende Erfahrung mit sich selbst und im sozialen Miteinander“ zu ermöglichen, so Erath. Das „Malspiel“, das sie im „Malort Calw“ anbietet, wurde von Arno Stein, geboren 1924 entwickelt, der Ende der 1940er Jahre in Paris den ersten „Malort“ gründete. Stern ist der Überzeugung, dass beim Malspiel Fähigkeiten gefördert werden, die zur Entfaltung und Stärkung der Persönlichkeit führen. Dabei sieht der Pädagoge und Forscher das unbewertete und ungelenkte Malen nicht als „Kunsttherapie“, aber als Vorbeugung und eine Möglichkeit, dem Innersten Ausdruck zu geben.

Als Lehrerin für Französisch, Gartenbau und Religion an der Emil-Molt-Schule in Calw, weiß sie, dass der Schulalltag viel Konfliktpotenzial, welches für lautstarke Streitereien sorgen kann, birgt. Beim Malspielen, zu dem die Schüler der Waldorfschule jeden Mittwochvormittag Gelegenheit haben, gehe es „viel gelöster und entspannter“ zu, so die Lehrerin. Dazu tragen die Rahmenbedingungen und die Spielregeln, die am Malort gelten bei. Es gibt keinerlei Erwartungen, Anregungen, Impulse oder Vorgaben, die das Malen steuern. Es wird nicht kommentiert oder korrigiert und auch sonst mischt sich niemand in den Malprozess ein. „Es gibt kein Lob und keine Kritik. Niemand darf ein Urteil über ein Bild fällen“, erklärt Erath, die sich in speziellen Kursen zur „Maldienerin“ ausbilden ließ. In dieser Rolle schafft sie den „Spielraum“, zu dem das Spektrum an 18 ausgewählten Gouache-Farben und zudem hochwertige Naturhaarpinsel gehören.

Keine Ablenkung

In dem fensterlosen Raum, wodurch jegliche Ablenkung ausgeblendet wird, sind die Wände die Staffelei, an der Erath das Malpapier befestigt. Die Atmosphäre während des 90 minütigen Malspiels kann sehr unterschiedlich sein und von still und konzentriert, bis hin zu herzhaftem Lachen und lebhafter Unterhaltung reichen. „Geredet werden darf über alles, außer über die Bilder“, betont die Malspiel-Leiterin. Was beim Malen spontan zum Ausdruck kommt und auf dem Papier in Formen, Flächen und Farben sichtbar wird, ist am „Malort“ der nebensächliche Aspekt. Der Einstieg ins Malspiel ist jederzeit möglich. Ein Überblick findet sich im Internet unter www.malort-calw.de. Anmeldungen sind telefonisch unter 07235/80 72 oder per E-Mail: andrea-erath@web.de möglich.